Der Waldthurner Marktladen steht in Berlin im Mittelpunkt. Dort holen sich die Mitarbeiter am Stand des Bundeslandwirtschaftsministerium die Auszeichnung für ihren Dorfladen ab. Was das Geschäft ausmacht? Ein Blick hinter die Kulissen.






Am vergangenen Freitag und Samstag standen die Kunden des Waldthurner Gänsbürgerladens ausnahmsweise vor verschlossenen Türen. Die Geschäftsführung und die gesamte Belegschaft waren in die Bundeshauptstadt nach Berlin gereist, um die mit Spannung erwartete Auszeichnung als einer der sieben besten Dorfläden Deutschlands entgegenzunehmen. Auf der Grünen Woche erhielt der Gänsbürgerladen die Auszeichnung zum Gold Dorfladen 2022/2023 durch den Bundesverband der Bürger- und Dorfläden e.V.. Die Mitarbeiterinnen – im Markt liebevoll „Gänsedamen“ genannt – waren bei dieser Auszeichnung in der Kategorie Teambildung, Sortimentsvielfalt und Integrationsarbeit vor Ort dabei.
Die „Sieben“ sind in Teilzeit beschäftigt und lesen den Kundinnen und Kunden förmlich jeden Wunsch von den Augen ab.
Etwas gewöhnungsbedürftig mag der Name „Gänsbürgerladen“ für einen Marktladen für Außenstehende wirken, nicht aber für die Menschen in und um Waldthurn. Hier ist sowohl der Name als auch der Laden mittlerweile bekannt und hat seinen Ursprung darin, dass die Waldthurner in früheren Jahren bis in die heutige Zeit liebevoll „Gänsbürger“ genannt werden und auch mit einem Augenzwinkern „gehänselt“ werden. Der Gänsbürgerladen wurde unter eben diesem Namen im Oktober 2015 in der Bahnhofstraße gegenüber der Landarztpraxis offiziell eröffnet.
Zuvor war bereits seit Juni 1996 an gleicher Stelle ein Tante Emma Laden mit Postagentur, der von Josefine Schmid betrieben wurde und nach 16 Jahren im August 2012 schloss. Als „Unser Marktladen“ mit Postagentur eröffneten zwei ehemalige Mitarbeiterinnen des früheren Schleckermarktes im September 2012, nach drei Jahren wurde das Geschäft wieder aufgegeben.
Die Dorferneuerung leitete anschließend ein Gemeindeentwicklungskonzept ein. Bei der Gründungs- und ersten Gesellschafterversammlung des Gänsbürgerladens wählte man einen Beirat aus zehn Mitgliedern, davon zwei Geschäftsführer und acht Beiratsmitglieder. „Dieser Marktladen sichert für alle Bürgerinnen und Bürger erfolgreich die Grund- und Nahversorgung“, erklärte Bürgermeister Josef Beimler, der sich nicht nur über die Gold-Auszeichnung, sondern über das Erfolgsprojekt „Gänsbürgerladen“ für seine Kommune freut. Die Grundversorgung sei überlebenswichtig für den Fortbestand einer Gemeinde. „Zwischenzeitlich haben über 150 Personen mit einem Geschäftsanteil von jeweils 200 Euro für unseren Marktladen gezeichnet“, erklärte Petra Reil, die mit Michael Steiner aus Lennesrieth ehrenamtlich die Geschäfte führt.
Nachdem die Räume der ehemaligen Sparkasse im Zentrum der Marktgemeinde frei wurden, konnten im April 2018 die neuen zentralen Räumlichkeiten bezogen werden. „Wir eröffneten den neuen Gänsbürgerladen gekoppelt mit einem kleinen Café mit regionalen Produkten und konnten in den neuen Räumlichkeiten den Tagesumsatz von 800 Euro am alten Standort auf 1.800 Euro täglich erhöhen“, erklärte Reil weiter. Der zentrale Standort ist geradezu ideal für unsere Kunden, erklärte Reil. Über 35 regionale Direktvermarkter bieten ihre Produkte an, ein Paketshop ist integriert und neben einer Lotto-Annahmestelle schaut sogar der „Brillenmann“, eine mobiler Optikermeister regelmäßig vorbei.
„Wir sind bereits im Juni vergangenen Jahres durch das Bayerische Wirtschaftsministerium als einer der zehn besten Dorfläden Bayerns ausgezeichnet worden und sind seit 2021 ein 5-Sterne-Dorfladen. Der Gänsbürgerladen kooperiert mit dem Reha-Zentrum Oberpfalz – Suchthilfe, das in Waldthurn angesiedelt ist. Der Laden bietet mit zirka 15 Stunden wöchentlich eine Beschäftigungstherapie, wobei der Grundgedanke ist, das Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und die Eigenverantwortung zu steigern.